Kann die evolutionäre Spieltheorie die Entstehung von Kooperation erklären?
Studie über die Schwächen eines formalen Ansatzes

Eckhart Arnold

1 Einleitung
2 Die Theorie der „Evolution der Kooperation“
    2.1 Was die Theorie der „Evolution der Kooperation“ zu erklären beansprucht
    2.2 Die Gestalt der Erklärungen der Theorie der „Evolution der Kooperation“
    2.3 Ein erfolgreicherer Typus von Theorie zum Vergleich: Die Logik des kollektiven Handelns
3 Die Erklärungsdefizite der Theorie der „Evolution der Kooperation“
4 Fazit
5 Anhang: Quellcodes und Beispielsimulationen
6 Revisionsgeschichte
Literaturverzeichnis

2.1 Was die Theorie der „Evolution der Kooperation“ zu erklären beansprucht

Die Frage, was die Theorie der „Evolution der Kooperation“ zu erklären beansprucht, ist nicht ganz leicht zu beantworten, da die verschiedenen Autoren, die zu dieser Theorie beigetragen haben,[2] mit unterschiedlichen (und vor allem auch recht unterschiedlich bescheidenen) Erklärungsansprüchen auftreten. Summarisch zusammengefasst kann man dabei grob die drei folgenden Zielsetzungen ausmachen:

  1. Die Theorie der „Evolution der Kooperation“ soll eine Generalerklärung dafür bereitstellen, warum überhaupt kooperatives Verhalten in der natürlichen wie in der kulturellen[3] Evolution entstehen konnte.
     
  2. Zugleich beansprucht sie, Einzelerklärungen für die unterschiedlichsten Situationen zu liefern, in denen kooperatives Verhalten beobachtet werden kann.
     
  3. Speziell im Hinblick auf die politische Philosophie und insbesondere die Gesellschaftsvertragstheorie ist es ein Anliegen der Theorie der „Evolution der Kooperation“ zu zeigen, inwiefern Kooperation auch unter egoistischen Individuen denkbar ist, ohne dass sie durch eine zentrale Gewalt erzwungen werden muss.

Alle drei Aspekte der Theorie der „Evolution der Kooperation“ werden im Rahmen der weiter unten aufgeführten Beispiele zur Sprache kommen. Zunächst ist zu erörtern, wie die Theorie der „Evolution der Kooperation“ vorgeht, um Kooperation zu erklären.

[2] Die folgenden Ausführungen stützen sich vor allem auf die Darstellungen von Robert Axelrod (Axelrod 1984), Rudolf Schüßler (Schuessler 1997), Brian Skyrms (Skyrms 1996, Skyrms 2004) und Ken Binmore (Binmore 1994, Binmore 1998).

[3] Für den Begriff der kulturellen Evolution, der in einem darwinistischen Sinne, aber ohne eine strikte Analogie zur natürlichen, d.h. genetischen Evolution zu postulieren, verstanden wird vgl.: (Schurz 2001)

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